Johann Simon Mayr, geboren am 14. Juni 1763 in Mendorf, war als ein Zeitgenosse von Haydn, Beethoven und Rossini einer der berühmtesten Opernkomponisten um 1800. Metropolen wie Rom und Mailand, London und Paris, Wien und Lissabon sahen seine Werke. Er gilt als „Vater der italienischen Oper“. Napoleon bot ihm die Stelle des Operndirektors in Paris an. Constanze Mozart bat ihn um die Ausbildung ihres Sohnes. Gaetano Donizetti war sein berühmtester Schüler. Als Mayr am 2. Dezember 1845 in Bergamo starb, erwies ihm eine große Trauergemeinde, darunter Giuseppe Verdi, die letzte Ehre.
Den ersten Musikunterricht erhält Simon Mayr von seinem Vater Joseph, einem Schullehrer, Organisten und Chorleiter in Mendorf. Im Kirchenchor entdeckt der Knabe schon seine Liebe zur Musik und entwickelte seine Sopranstimme. Ab Herbst 1769 setzt er seine Schulausbildung im Benediktinerkloster Weltenburg fort und erhält dort neben der Christen- und Sittenlehre auch Musikunterricht. Aufgrund seines großen Musiktalents bekommt Mayr 1774 einen Freiplatz am Ingolstädter Jesuitenkolleg. 1777 schreibt er sich an der ersten Bayerischen Landesuniversität in Ingolstadt ein und studiert Philosophie, Medizin und Jura. Seine eigentliche Liebe gilt allerdings der Musik. Bei den „Augustinern“ und in der „Unteren Pfarr“, der ältesten Ingolstädter Pfarrkirche Sankt Moritz, verdient er sich durch sein Orgelspiel ein Zubrot. Auch mit Kompositionsstudien befasst er sich. 1786 erscheint seine erste gedruckte Komposition „Lieder beim Klavier zu singen“.
Im Jahr 1787 tritt im Leben des jungen Musikers eine entscheidende Wende ein. In dem Freiherrn Thomas von Bassus, der neben Adam Weishaupt zu den Stiftern des IIluminatenordens gehört und der Lehnherr der Hofmark Mendorf ist, findet Simon Mayr einen aufgeschlossenen Förderer. Von Bassus erkennt das musikalische Talent und holt Mayr als Musiklehrer auf Schloss Sandersdorf. Über den Freiherrn gelangt Simon Mayr um 1787 nach Poschiavo in Graubünden. Dort kann er sich ganz der Musik widmen. Durch seine Kompositionsversuche gewinnt er neue Freunde, die es ihm ermöglichten, nach dem nahen Bergamo überzusiedeln und beim Kapellmeister Carlo Lenzi Unterricht zu nehmen. Doch auch Bergamo soll für Mayr nur eine Zwischenstation sein. Im edelmütigen Domherrn Graf Pesenti findet er einen großen Gönner. So kann Mayr, ausgestattet mit einem reichlichen Stipendium, Kompositionsschüler des ersten Kapellmeisters der Republik Venedig, Ferdinando Giuseppe Bertoni, werden. 1794 feiert Mayr mit der Aufführung seiner ersten Oper „Saffo“ im „Teatro della Fenice“ in Venedig einen ersten Triumph. Eine steile Opernkarriere schließt sich an. Alle großen Theater in ganz Europa spielen seine Werke.
Im Frühjahr 1802 wird Mayr zum Maestro di Cappella an der Basilika Santa Maria Maggiore in Bergamo gewählt, ein Amt, das er trotz verlockender Angebote bis an sein Lebensende innehat. An Fronleichnam spielt er seine erste Messe und Vesper. Mit seinem unermüdlichen Wirken begründet er das Bergamasker Musikleben neu. 1806 öffnet eine von ihm initiierte und konzipierte städtische Musikschule die Pforten, an der Simon Mayr selbst das Fach Komposition unterrichtet. Diese Schule, in der mittellose, jedoch begabte junge Menschen eine gründliche musikalische und allgemeine Ausbildung erhielten, wird zum Vorbild für ähnliche Einrichtungen in ganz Italien.
Simon Mayrs Schaffen umfasst etwa 60 Opern, ca. 600 Kirchenmusikwerke und viel Kammermusik. Konnte Mayr in der Musikwelt große Erfolge verzeichnen, so musste er in der Familie herbe Schicksalsschläge hinnehmen. Er verlor seine erste Frau und seinen einzigen Sohn schon nach einem Jahr Ehe durch den Tod.
Am 2. Dezember 1845 starb der hoch geachtete große Meister im Alter von 82 Jahren in Bergamo. Im Jahre 1875 wurden Mayrs sterbliche Überreste feierlich in seine jahrzehntelange Wirkungsstätte, die Basilika Santa Maria Maggiore, überführt. Über seinem Grab errichtete ihm die Stadt Bergamo ein großes Denkmal mit der Inschrift „Dem Johann Simon Mayr, dem frommen, wohltätigen, über alles geliebten Kapellmeister, der in seiner Wahlheimat hervorragende Musiker heranbildete und förderte und mit seinen Werken die heiligen Handlungen verehrungswürdiger machte“. In den folgenden Jahren wurde es um den großen Meister der italienischen Oper still. Seine Werke verschwanden in den Musikarchiven.